halbseitig verstehen.

jetzt


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

langsam versteht man. die hälfte vielleicht.
man wundert sich weniger. man lebt mehr.

plötzlich findet man, dass inder doch auch nur deutsche sind.
und verwirft diese gedanken innerhalb von zwei sekunden wieder.

man freut sich über sonnenbrand. weil es etwas ist, das man kennt.
man redet soviel über religion wie noch nie zuvor im leben.

man isst drumsticks und pfeffer. aus dem garten.
man beginnt, das handeln mit den riksha-fahrern zu lieben.

man geht zu fuß, weil die stadt streikt.
man gewöhnt sich daran, in der hocke zu duschen.

arbeit.

jetzt

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

two flowers. one for you. one for me.
es zieht. vorbei. die arbeit rief. erste aufträge.
kairali tv. kassetten-archiv.
image-broschüre für einen guru.
“don’t care about copyrights in india. just take what you need.”

da.

jetzt

bin da.

habe drei ameisen getrunken.

habe puttu und curd vada und idiyappam und ghee roast gegessen.

es gibt steffin, pramod und davie. es gibt amma, achan, googoo und luchu. und den opa. es gibt die metalband, die ich nicht aussprechen kann. es gibt pookalam, das blumenfest. es gibt den anderen opa, der jeden morgen und jeden abend die öllampen im hausaltar anzündet. es gibt viel wasser in der luft. frauen stehen in öffentlichen bussen vorne, in bussen der privaten gesellschaft hinten. ich sollte meine ohren putzen. steffin ging vier jahre auf die pfarrerschule, doch jetzt arbeitet er lieber am check-in am flughafen. pramod schnitt sich die haare. morgens ist die schlange am liquor-store nicht so lang. “wenn dich die schlange beißt, schneid deinen arm ab.”

achja, und das auf dem foto sind keine früchte in den bäumen. das sind fledermäuse. riesige fledermäuse.

letztes

davor

morgen ist es soweit. brühwürfel sind gekauft und in weniger als 24 stunden sitz ich in der luft.

in weniger als 36 stunden beziehe ich meine vorübergehende wohnung.

und in weniger als 48 stunden habe ich meinen ersten arbeitstag bei icon branding international.

in einer woche dann beziehe ich die richtige wohnung. drei zimmer, küche, bad. voll eingerichtet. internet. 10 min zur arbeit. 20 min zum meer. 115 euro warm. indien machts möglich.

in zwei wochen dann werde ich dort nicht mehr alleine wohnen.

 

visum III

davor

es ist vollbracht.
das visum ist da.
die letzte hürde ist genommen.
indien steht nichts mehr im weg.

hiermit gedenke ich dem armen mädchen im visumsamt, das ihr visum heute nicht abholen konnte, obwohl morgen ihr flieger geht. “ich warte jetzt schon vier monate auf ein visum.”

 

 

visum II

davor

Ich habe beantragt. Zwei Stunden warten und schon kommt man an den Schalter.

Derweil zählte ich die Leute, die irgendetwas vergessen hatten, falsche Bilder oder Formulare dabei hatten. Von 32 Leuten waren das 14.

So bangte auch ich, ob ich alles richtig gemacht hatte. Doch das Bangen war umsonst. Alles klappte. In 5 Tagen abholbereit, heißt’s. Nun sind schon fast 2 Wochen rum. Morgen werde ich mich wagen, es abzuholen.

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visum I

davor

um ein visum für indien zu beantragen, braucht man viele viele sachen und informationen. man quält sich durch drei seiten formular. man muss wissen, ob die oma pakistani war oder ob man selber polizist oder in einer militärischen vereinigung ist. hab ich irgendwelche besonderen äußeren kennzeichen? wo wurde nochmal die mama geboren? bin ich graduate, post-graduate, higher secondary, illiterate, professioal, na being minor oder vllt doch matriculation? man kann bei geschlecht sogar transgender angeben! und letztendlich schickt man seinen fragebogen ab und druckt ihn aus.

dann stellt man fest, dass man anscheinend “married” angekreuzt hat. nagut, jetzt bin ich verheiratet und von religion braver christ. dann kopiert man noch eben alle unterlagen, die einem nur ansatzweise wichtig erscheinen. pass, ausweis, praktikumszeug, nachweis, dass es die firma, zu der ich gehe, auch wirklich gibt, führerschein besser auch mal, passfotos lieber nochmal drucken und in die passende größe (5×5 cm bringen). und dann nur noch feststellen, dass der drucker einem streifen ins gesicht druckt. schon ist man gerüstet. am montag stelle ich mich dem amt.